Die gut dokumentiere antimikrobielle Wirkung von Plasma kann in der Medizin zur Therapie eingesetzt, aber auch präventiv genutzt werden um die Keimbelastung in der Umgebung zu reduzieren und Oberflächen gezielt zu dekontaminieren. Außerdem können mittels Plasma dünne Schichten antimikrobiell wirksamer Substanzen aufgetragen werden, wodurch die Keimbelastung bspw. auf Türgriffen kontinuierlich gering gehalten wird.
Plasma tötet effektiv gram-positive wie gram-negative Bakterien ab, ebenso bakterielle Endosporen, Hefen und Pilze sowie Viren und parasitäre Einzeller. Auch gegen multiresistente Erreger wie MRSA, die eine immer bedeutendere Rolle in der Medizin spielen, ist Plasma effektiv. Es besteht grundsätzlich die Möglichkeit Plasma direkt oder indirekt zu applizieren. Eine direkte Plasmaanwendung kann jedoch durch die jeweiligen Geometrien der Plasmaelektrode und des zu behandelnden Objektes, sowie dessen Materialbeschaffenheit, erschwert werden, oder würde erwünschte biochemische Eigenschaften der verwendeten Materialien beeinträchtigen.
Die Herstellung antimikrobiell wirksamer Flüssigkeiten mittels Plasma eröffnet eine Vielzahl von Möglichkeiten der indirekten Plasmaapplikation für die Dekontamination. Mit Plasma behandelte Flüssigkeiten behalten die antimikrobielle Wirkung über einen Zeitraum von über 24 Stunden bei. Damit besteht die Möglichkeit, die Plasmawirkung räumlich wie zeitlich unabhängig von der Plasmaquelle und somit auch lagerfähig und transportabel zu machen. Außerdem sind die Flüssigkeiten in räumlich beengten Verhältnissen anwendbar, wo eine direkte Behandlung nicht möglich ist, oder durch die Materialbeschaffenheit verhindert würde.
Die Forschungsfelder der HAWK fokussieren sich auf die Evaluierung der antimikrobiellen Wirkung von Plasmaquellen sowie von verschiedenen plasmabehandelten Flüssigkeiten. Herausforderung ist, die optimalen Parameter für die Behandlung zu definieren und dabei die spezifischen Anforderungen des erwünschten Anwendungsfeldes zu berücksichtigen. Je nach Anwendungsfeld kann eine Reduktion der Keimzahl von über 6 log-Stufen erzielt werden, d.h. von 10 Millionen Bakterien bleibt maximal eines übrig.